#1

Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 21.04.2015 08:59
von Rufina | 152 Beiträge



Das nennt man Inkohärenz: Erfahrungen von Ausgrenzung oder Bestrafung führen zu Erregungen im menschlichen Gehirn

„Es muss unter die Haut“

Wir sind heute so frei wie nie. Ist es da leichter, mutig zu sein?

Wir wissen zwar eine ganze Menge, und materiell geht es uns sehr gut, aber glücklicher sind wir nicht unbedingt geworden. Weil unsere Vorstellungen, was wir bräuchten, um glücklich zu sein, nicht immer hilfreich sind.

Welche Vorstellungen meinen Sie denn da?

Zum Beispiel, dass Konkurrenz die Grundlage für Weiterentwicklung sei. Das hält das Leitbild des egoistischen Einzelgängers aufrecht. Eine andere Vorstellung ist, dass wir über den Kopf lernen. Deswegen ging es in den Schulen lange um Auswendiglernen und Wissensvermittlung. Aber was einem nicht unter die Haut geht, was man nicht fühlt, lernt man eben auch schlechter. Viele unserer Vorstellungen sind nicht mehr zeitgemäß. Es gab eine Zeit, in der Menschen in Hunger leben mussten. Da war wichtig, möglichst viel an materiellen Gütern anzusammeln.Aber heute leben wir in einer anderen Zeit. Da kann Forschung hilfreich sein. Sie zeigt uns, dass wir nicht mit einer festen Überzeugung auf die Welt kommen.

Haben Sie ein Beispiel?

In einem Experiment wurden Kindern im Alter von sechs Monaten Trickfilme gezeigt. In einem Film krabbelt das gelbe Männchen einen Berg hinauf und bekommt dabei Hilfe von einem grünen. Im zweiten Film bekommt das gelbe Männchen wieder Hilfe vom grünen, nur taucht plötzlich oben am Berg ein blaues Männchen auf und stößt es herunter. Das Experiment endet so, dass die Kinder am Schluss aus zwei Figuren wählen dürfen, einer grünen und einer blauen. Alle haben das grüne Männchen genommen, den Helfer.

Ein halbes Jahr später wurde das Experiment mit den gleichen Kindern wiederholt. Die waren jetzt ein Jahr alt. Zehn Prozent von ihnen griffen jetzt nach der blauen Figur. Aber was hatte sich denn ereignet, dass sie auf einmal für den Unterdrücker sind? Die haben vielleicht gesehen, dass sich irgendwer in der Familie auf Kosten eines anderen durchsetzt und damit Erfolg hat. Was ich damit sagen will: Der Mensch ist nicht von Natur aus auf seinen Vorteil bedacht, wie wir jahrelang angenommen haben. Kinder lernen erst, egoistisch zu sein, wenn wir es ihnen so vorleben.

Eine Ihrer Botschaften heißt ja, wir könnten ganz anders sein. Fangen wir vorn an: Wie kommen wir auf die Welt?


Im besten Fall mit einem funktionsfähigen Körper und Gehirn. Im Gehirn gibt es keine genetische Vorprogrammierung. Wir können alles lernen, weil dort ein Überschuss an Verknüpfungsmöglichkeiten der Nervenzellen bereitgestellt wird. Unser Gehirn oder unsere Gene können ja nicht wissen, ob wir in der Wüste groß werden oder in einem westlichen Industrieland. Kleine Kinder forschen hier wie dort nach Neuem. Deshalb erwerben sie ganz verschiedene Fähigkeiten – und bekommen auch unterschiedliche Gehirne. Nur eines ist gleich: Alle Neugeborenen bringen die Erfahrung mit, dass es möglich ist, gleichzeitig verbunden zu sein und autonom zu wachsen, sich entwickeln zu können. Daher tragen alle diese beiden Grundbedürfnisse in sich: jemand, der uns wärmt und schützt; und weiter zu wachsen und die Welt zu gestalten, autonom und frei zu werden.

Aber Verbundenheit und Freiheit reiben doch ständig aneinander.

Das stimmt nicht, neun Monate funktioniert beides zusammen ja ziemlich gut. Das Problem beginnt dann, wenn wir als Kind in eine Gesellschaft hineingeraten, in der beides nicht gleichzeitig geht. Zum Beispiel, weil Eltern uns nicht so viel ausprobieren lassen, ängstlich sind. Oder weil wir ausgegrenzt, nicht gesehen werden. In der Schule geht es weiter. Wenn wir in einem Fach schlecht sind, heißt es vielleicht, wir sind zu dumm dafür. Solche entmutigenden Erfahrungen macht fast jedes Kind, und im Erwachsenenleben geht das weiter.

Welche Spuren hinterlässt das?

Das tut nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen im wahrsten Wortsinn weh.

Wie meinen Sie das genau?

Unser Gehirn ist so organisiert, dass es immer einen Zustand herzustellen versucht, der Kohärenz heißt. In diesem Zustand, wenn also alles gut zusammenpasst, verbraucht es nur sehr wenig Energie. Erfahrungen von Ausgrenzung oder Bestrafung führen zu Erregungen im Hirn, die immer dann aktiviert werden, wenn ein Mensch körperlichen Schmerz empfindet. Das ist Inkohärenz. Niemand kann solche Schmerzen lange aushalten, der Zustand verbraucht einfach zu viel Energie. Also muss schnell ein Ersatz her, damit wieder Ruhe einkehrt.

Was kommt als Ersatz in Frage?

Wir leben in einer Konsumgesellschaft, und dreimal dürfen Sie raten, warum. Konsum garantiert Befriedigung, wir kaufen uns also ein neues Paar Schuhe. Es kann aber auch etwas anderes sein. Eigentlich ist dem Gehirn egal, auf welche Art es befriedigt wird. All das kaschiert aber nur, dass unsere wahren Bedürfnisse nicht gestillt sind und wir nicht in der Lage sind, für das, was uns wirklich wichtig ist, einzustehen. Wir haben es oft eben nicht gelernt.

Wenn man das alles weiß, fasst man dann Kinder nur noch ganz vorsichtig an?

Meine Kinder sind groß. Aber früher habe ich es genauso falsch gemacht wie alle anderen. Ich habe im Nachhinein vieles begriffen. Drum übrigens ist es schön, wenn Großeltern da sind. Sie wissen, was gut ist und was nicht. Sie unterliegen nicht dem Druck, aus dem Kind etwas machen zu müssen.

Demnach ist es schlecht, Kindern Grenzen aufzuzeigen?

Überhaupt nicht. Aber anstatt ihnen Regeln nur vorzugeben, wäre es besser zu erklären, warum die Regeln da sind. Wenn das Kind morgens nicht aufstehen will, bleiben die Eltern am nächsten Tag halt auch mal liegen. Dann gibt es kein Frühstück. Dann wird sich das Kind wundern und am nächsten Tag lieber aufstehen.

Sie sind ein Kritiker des Bildungssystems und haben Schulen als Dressureinrichtungen bezeichnet. Wann waren Sie das letzte Mal in einer Schule?

Vergangene Woche. Wir bereiten das Projekt Entdeckerwerkstatt vor: ein Parcours mit Stationen, an denen man allerhand Dinge ausprobieren kann. Hauptsache Selbermachen. Die Eltern sollen so herausfinden, wofür die Kinder ein Talent haben. Das misst sich aber nicht daran, ob ein Kind etwas besonders gut kann, sondern ob es etwas mit Leidenschaft macht. Die Eltern sollen dabei auch nicht ihre eigenen Kinder anschauen, sondern immer andere. Am Ende berichten die Eltern, welche Talente sie bei den anderen Kindern beobachtet haben. So bekommen sie einen ganz neuen Blick auf ihr eigenes Kind und lassen mal alle Vorstellungen sein.

Wie oft hinterfragen Sie Ihre eigenen Vorstellungen?

Ach, ständig. Es tut manchmal weh, aber so lerne ich auch dazu. Unsere Vorstellungen sind eben nicht nur ein bisschen mit dem Hirn verbunden, sondern tief in unserer Gefühlswelt verankert. Deswegen fühlen wir auch, wie weh es tut, wenn wir uns von einer liebgewonnenen Vorstellung verabschieden wollen. Es bringt nicht viel, wenn uns jemand gute Ratschläge erteilt und erklärt, wie es besser wäre. Es muss uns unter die Haut gehen, es müsste uns wirklich berühren. Dann könnten wir uns schon ändern.

Was müssen wir dafür tun?

Wir könnten versuchen, Neues auszuprobieren. So hätten wir die Chance, positive Erfahrungen zu unserem Antrieb zu machen und uns für etwas anderes zu begeistern als bisher.

Wann kam Ihnen denn diese Erkenntnis?

Da war ich drei Jahre alt und habe eine junge Katze aus dem Wasser gerettet.

Und daran können Sie sich noch immer erinnern?

Weil es für mich eine ganz tiefe Erfahrung war. Vielleicht sollten wir uns häufiger fragen, wann wir einmal etwas für andere gemacht haben und wie gut sich das im Nachhinein noch heute anfühlt.

Was ist Ihr Mutmacher?

Der heißt: Es geht. Das Hirn kann sich das ganze Leben lang verändern. Sie können auch im hohen Alter noch ein begeisterter Entdecker und Gestalter werden. Sie werden das aber nicht, wenn Sie Ihr Leben nur auszuhalten versuchen und es sich gelegentlich mit dem Kauf neuer Schuhe oder einer Urlaubsreise versüßen.

Das Gespräch führte Nora Marie Zaremba

Cos 07.01.2015 | 17:29

Hat Herr Hüther David Hume gelesen? Sollte er tun, wird ihm gefallen, unterstreicht dieser Artikel gewissermaßen Davids Hume Theorien nur in anderen Termini.

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FFCH 25.01.2015 | 17:28

"Wir sind heute so frei wie nie. Ist es da leichter, mutig zu sein?"

ich halte uns für weniger frei! Die Versklavung ist eine andere und vorallem durch das Finanzsystem entstanden.
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https://www.freitag.de/autoren/der-freit...-unter-die-haut


Freude ist Kraft . Freude ist keine Gabe des Geistes ; sie ist eine Gabe des Herzens .

zuletzt bearbeitet 21.04.2015 09:00 | nach oben springen

#2

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 21.04.2015 09:32
von Rufina | 152 Beiträge

Hirnforschung



Für neue Erinnerungen müssen alte weichen

Von dpa 16. März 2015 - 17:03 Uhr

Erinnern lässt Vergessen. Was absurd klingt, haben Wissenschaftler in einem Versuch gezeigt: Wenn Menschen sich an etwas Konkretes erinnerten, vergaßen sie ähnliche, in dem Zusammenhang störende Erinnerungen.
Das Gehirn unterdrücke aktiv die konkurrierenden Erinnerungen, berichten die britischen Forscher im Fachblatt "Nature Neuroscience". Der Prozess des Erinnerns gestalte so mit, welche Aspekte unserer Vergangenheit zugänglich bleiben - und welche nicht.

Das Erinnern scheine ein doppelschneidiges Schwert zu sein, schreiben die Wissenschaftler um Maria Wimber von der Universität Birmingham. Frühere Studien hätten gezeigt, dass das wiederholte Erinnern einerseits die Gedächtnisinhalte stabilisiere. Es habe aber bereits Hinweise darauf gegeben, dass Erinnern auch Vergessen auslöse.

Experten nehmen an, dass es einen hemmenden Kontrollmechanismus gibt, der dafür verantwortlich ist: Er unterdrückt Erinnerungen, die "dazwischenfunken", wenn man sich an etwas Bestimmtes erinnern möchte. Nach und nach führe diese Unterdrückung dann zur Auslöschung der Erinnerung. Bisher habe aber niemand im Gehirn zeigen können, wie dieser Hemmmechanismus arbeitet.

Um das zu ändern, scannten die Wissenschaftler das Gehirn ihrer Probanden mit der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT). Mit dieser Methode können aktive Hirnareale bildlich dargestellt werden, man kann dem Hirn quasi bei der Arbeit zuschauen. Die Probanden lernten nun zunächst, bestimmte Schlüsselwörter mit zwei verschiedenen Bildern zu verknüpfen. Zum Beispiel das Wort "Sand" mit einem Bild von Marylin Monroe und mit einem Bild von einem Hut.

In dem eigentlichen Experiment sollten sich die Probanden dann auf das Schlüsselwort hin an das erste dazugehörige Bild erinnern, das sie gelernt hatten. Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass das zweite Bild als Störfaktor dazwischenfunken würde. Die Probanden gaben dann jeweils an, ob sie sich an ein Gesicht oder ein Objekt erinnerten. Da die beiden Kategorien ein unterschiedliches Signal im Scanner lieferten, konnten die Forscher feststellen, ob die Probanden das richtige Bild aufgerufen hatten.

Die Probanden erinnerten sich in 74 Prozent der Versuche an das richtige - eben das erste - Bild. Wenn sie einen Fehler machten, erinnerten sie sich häufiger an das zweite Bild als an ein Kontrollbild. Dies geschah aber im Verlauf der Versuche immer seltener. Dies deute darauf hin, dass es einen hemmenden Mechanismus gibt, der nach und nach die störenden Erinnerungen unterdrückte, erläutern die Forscher.

In weiteren Versuchen zeigten die Wissenschaftler, dass die zu dem zweiten Bild gehörende Hirnaktivität im Laufe der Wiederholungen abnahm. Je stärker die Abnahme, desto eher vergaßen die Probanden das zweite Bild vollständig. Schließlich zeigten die Forscher, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Aktivität im präfrontalen Kortex des Gehirns und dem Auslöschen der Erinnerung: Je stärker die Aktivität, desto stärker die Abnahme des Störfeuers und desto stärker das Vergessen. Diese Region war auch schon in früheren Arbeiten mit dem Auslöschen von Erinnerungen in Verbindung gebracht worden.

"Die Menschen glauben meist, dass Vergessen etwas Passives ist. Unsere Forschung zeigt, dass sie stattdessen selber daran mitwirken, woran sie sich aus ihrem Leben erinnern", erläutert Studienleiter Michael Anderson von der MRC Cognition and Brain Science Unit im britischen Cambridge. "Die Idee, dass gerade der Akt des Erinnerns Vergessen bewirkt, ist überraschend und kann uns mehr über selektives Gedächtnis und auch über Selbsttäuschung erzählen."

"Vergessen wird oft als etwas Negatives angesehen, aber es kann natürlich auch unglaublich hilfreich sein, wenn man versucht, eine negative Erinnerung zu vergessen", ergänzt Maria Wimber. "Es gibt also Gelegenheit, dieses Wissens anzuwenden, um Menschen zu helfen."


http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt...b814d6c091.html


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zuletzt bearbeitet 21.04.2015 09:37 | nach oben springen

#3

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 14.05.2015 21:40
von Rufina | 152 Beiträge

Biologie «Jeder Mensch ist für seine eigenen Gene mitverantwortlich»

Die Mechanismen des Lebens sind komplexer, als man sich das vorgestellt hat, sagt der bekannte Schweizer Biologe Gottfried Schatz. Das verlange einen respektvolleren Umgang aller mit allen.



Gottfried Schatz, 78, forschte als Biochemiker in den USA und an der Uni Basel, wo er das Biozentrum leitete. Später war er Präsident 
des Schweizerischen Wissenschafts- und ­Technologierats. Er ist Mitglied wissenschaftlicher Akademien auf der ganzen Welt. Seit im Januar 2015 sein erster Roman «Postdoc» erschien, bezeichnet er sich als «Jungautor».

Ein Interview
Beobachter: Sie haben sich während ­Ihrer ganzen wissenschaftlichen Laufbahn mit Leben beschäftigt. Wissen Sie jetzt, was Leben ist?
Gottfried Schatz: Nicht genau, denn es ist nicht einfach, Leben zu definieren. Die beste Definition, die sich am irdischen Leben orientiert: Leben ist ein chemisches System, das sich selbst ­reproduziert und durch Variation und Selektion immer komplexer wird.

Beobachter: Wann und wie ist Leben auf der Erde entstanden?
Schatz: Diese Fragen können wir noch nicht beantworten – und vielleicht werden wir sie nie beantworten können. Am wahrscheinlichsten scheint mir, dass sich Leben spontan aus unbelebter Materie gebildet hat, und zwar unter Bedingungen, die von den heutigen sehr verschieden waren. Die Lufthülle unseres Planeten enthielt noch kein Sauerstoffgas, die Oberfläche war sehr heiss, Meteore krachten auf sie nieder, und sie war von vielen aktiven Vulkanen bedeckt. Diese Bedingungen förderten wahrscheinlich die Umwandlung von einfachen Molekülen wie Wasser oder Kohlendioxid zu den komplexen Molekülen, die wir heute als typische «Lebensmoleküle» betrachten – wie etwa Aminosäuren als Bausteine von Proteinen oder Fette als Bausteine von Membranen. Diese komplexen Lebensmoleküle, die noch unbelebt waren, lagerten sich zu ­immer komplexeren Verbindungen zusammen, bis schliesslich eines sich fortpflanzte und seine Zusammen­setzung und Wirkungsweise in Genen niederschrieb. Eine solche spontane Entstehung von Leben aus unbelebter Materie erscheint natürlich unendlich unwahrscheinlich. Da aber die Natur dieses Experiment über Hunderte von Millionen Jahren unendlich oft wiederholte, war schliesslich eines erfolgreich. Und es brauchte ja nur ein einziges erfolgreiches Experiment, um den Funken des Lebens zu zünden.

Beobachter: Wenn wir von Lebewesen sprechen, denken wir in Rangordnungen: ­zuunterst die Bakterien, zuoberst 
der Mensch als «Krone der Schöpfung». Ist das gerechtfertigt?
Schatz: Ja, aber nur wenn wir aus dieser Hierarchie keine Wert- oder Machtansprüche ableiten. Als Molekularbiologe steht für mich ein Lebewesen in der Hierarchie des Lebens umso höher, je komplexer es aufgebaut ist. Komple­xität ist ein Mass für die Menge an ­Informationen, die es braucht, um ein Objekt zu beschreiben. Es braucht sehr viel weniger Information, um ein Bakterium chemisch präzise zu beschreiben als einen Delfin, einen Elefanten oder einen Menschen.

Beobachter: Der Mensch, der an der Spitze dieser Komplexitätspyramide steht, lebt ja vor allem auch dank «tieferen» Lebewesen. Woraus besteht der Mensch überhaupt?
Schatz: Unser Körper besteht aus etwa 10'000 Milliarden menschlichen Zellen und 10- bis 20-mal mehr Bakterienzellen. Diese siedeln sich erst nach unserer Geburt auf unseren Körperoberflächen an, vor allem an den inneren Oberflächen wie dem Magen und dem Darm. Es mehren sich die Hinweise, dass diese Bakterien für unser Wohlbefinden sehr wichtig sind. Ähnliches gilt auch für die Viren, die unseren Körper besiedeln, ohne uns krank zu machen. Der Mensch ist ein Ökosystem, das wahrscheinlich Zehntausende verschiedener Organismen beherbergt 
und ohne andere Lebe­wesen wie etwa 
die Pflanzen nicht überleben könnte. Manche Biologen gehen sogar so weit, das Leben auf unserer Erde als einen einzigen Organismus zu betrachten, in dem alle Teile funk­tionell zusammenhängen, auch wenn sie nicht physisch miteinander verbunden sind.

«Klimakatastrophen haben die Entwicklung des Menschen gewaltig vorangetrieben.»

Gottfried Schatz

Beobachter: Gab es irgendwann in der Evolution 
eine Phase, wo der Mensch zum ­Menschen wurde?
Schatz: Das hängt davon ab, was man als «Mensch» definiert. Unser Entwicklungsweg war ein viele Millionen Jahre währender Prozess, in dem aus affenähnlichen Vorfahren allmählich immer menschenähnlichere Wesen und schliesslich unsere Spezies Homo sapiens entstanden. Unser Entwicklungsweg trennte sich von dem des Schimpansen vor sieben bis acht Millionen Jahren, wobei wir noch nicht genau wissen, wer unser gemeinsamer Vorfahre war. Im Verlauf unserer Menschwerdung vergrösserte sich das Gehirn, die Steinwerkzeuge verbesserten sich, das Feuer wurde gezähmt, und die Entwicklung der Sprache führte zu komplexen Sozialstrukturen. Viele ­Bio­lo­gen betrachten die urtümliche Menschenform, die vor etwa 2,5 Mil­lionen Jahren zum ersten Mal Werkzeuge und Feuer verwendete, als erste Vertreter der Menschengattung Homo.

Beobachter: Was unterscheidet den modernen ­Menschen von diesen frühen Typen?
Schatz: Der moderne Mensch Homo sapiens, der zum ersten Mal vor etwa 200'000 Jahren in Afrika auftauchte, hatte ein dreimal so grosses Gehirn wie seine frühesten Vorfahren. Dank überlegener Intelligenz und einer Veränderung der Anatomie seines Rachens konnte er eine Sprache entwickeln, die ihm nicht nur kollektives Jagen erleichterte, sondern auch die Wissensvermittlung von Eltern zu Kindern ermöglichte. Diese erhöhte Intelligenz wurde wahrscheinlich durch das Auftauchen von neuen Genen angetrieben, die die Bildung und Vernetzung von Nervenzellen im Gehirn förderten.

Beobachter: Sind diese Genmutationen zufällig entstanden?
Schatz: Ja. Sie verliehen wahrscheinlich einen Selek­tionsvorteil, weil es damals in Afrika sehr dramatische Klimaveränderungen gab. Hitze- und Dürreperioden zwangen die Menschen, ­ihre volle Intelligenz zu verwenden, um zu über­leben. Klimakatastrophen haben also die Entwicklung des Menschen gewaltig vorangetrieben.

Beobachter: Im positiven Sinn?
Schatz: Nicht nur. Vor 10'000 bis 20'000 Jahren liess eine gewaltige Katastrophe un­sere Spezies ausserhalb Afrikas auf 1200 Individuen zusammenschrumpfen. Was diese Katastrophe war, wissen wir nicht, aber wir können mit ­Sicherheit sagen, dass alle Nicht­afrikaner von diesem Häufchen Über­lebender abstammen. Das erklärt, warum das Erbmaterial von Euro­päern, Chinesen und Koreanern so überraschend einheitlich ist. Selbstverständlich hätte diese Katastrophe allerdings auch das Ende unserer Spezies bedeuten können.

«Die unvorstellbar grausame Fabrikaufzucht von Hühnern, Schweinen und Rindern ist ethisch unverantwortlich und eine Obszönität ersten Ranges.»

Gottfried Schatz


Beobachter: 98 Prozent der menschlichen Gene sind identisch mit denjenigen von Menschenaffen. Müssten wir diese Tiere nicht als enge Verwandte achten?
Schatz: Ganz eindeutig ja. Schon bevor man das Erbmaterial von Menschen und Tieren entzifferte, war es Biologen klar, dass unsere nächsten Verwandten, also vor allem der Schimpanse, der Gorilla oder der Orang-Utan, uns in ihren intellektuellen und emotionalen Fähigkeiten viel ähnlicher sind, als wir das vermutet hatten. Deshalb ist es heute – mit ganz wenigen und gut begründeten Ausnahmen – verboten, an Menschenaffen Versuche durchzuführen. Wir anerkennen sie als nahe Verwandte, denen wir die ihnen gebührende Würde zuerkennen müssen.

Beobachter: Gibt es eine untere Grenze von genetischer Übereinstimmung mit Tieren, ab der es für uns ethisch gerechtfertigt ist, Tiere zu töten – etwa für die Ernährung?

Schatz: Man kann diese Frage nicht ein für ­alle Mal beantworten, weil jede Generation dies aufs Neue tun muss. Ich persönlich finde, dass die unvorstellbar grausame Fabrikaufzucht von Hühnern, Schweinen und Rindern ethisch unverantwortlich und eine Obszönität ersten Ranges ist. Das gilt erst recht für den Walfang. Für Lebewesen, die weder Schmerz verspüren noch ein Bewusstsein haben, trifft das natürlich nicht zu; ich denke hier an Bakterien, Algen und Insekten. Eine realistische Zukunftsvision wäre es, ein «Fleisch» aus Algen oder anderen Mikroorganismen zu produzieren, das noch besser schmeckt als ein Steak und dabei erst noch gesünder ist und in fast unbeschränkter Menge produziert werden kann.

Beobachter: Sind wir Menschen Lebe­wesen, die nur genetisch ­gesteuert sind – oder haben wir auch einen freien Willen?
Schatz: Wir wissen, dass unsere Gene keine unabänderlichen Gesetze sind, sondern dass wir sie zum Teil durch unser Verhalten verändern können. Einige dieser Veränderungen können sogar vererbt werden. Wir nennen diese Änderungen unserer Gene «epigenetisch». Diese Erkenntnis bedeutet, dass jeder von uns für seine eigenen Gene mitverantwortlich ist.

Beobachter: Heisst das, dass wir die Gene unserer Mitmenschen positiv verändern können, wenn wir diese freundlich und respekt­voll behandeln?
Schatz: Ja. Das schien uns noch vor 20 Jahren völlig unmöglich. Aber letztlich sind wir auch für die Gene von Menschen mitverantwortlich, die von uns abhängen. Wenn wir also Untergebene misshandeln oder Dauerstress aussetzen, könnten wir nicht nur ihren Genen, sondern vielleicht auch denen ihrer Kinder Schaden zufügen. Wir wissen seit langem, dass Hungerperioden oder andere Stress­erlebnisse der Eltern im physischen und psychischen Verhalten der Kinder Spuren hinterlassen, selbst wenn diese Kinder erst nach diesen Stressperioden gezeugt wurden und sie nie am eigenen Leib erfahren haben.

Autor:Thomas Buomberger
Bild:Matthias Willi
30. April 2015, Beobachter 9/2015


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#4

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 15.05.2015 20:58
von Andy | 11 Beiträge

Hochrigides Denken - von Leute die von sich denken einer gesunden Norm zu entsprechen.

Perfektionismus zeigt Ähnlichkeiten mit Zwangsstörung

Woran erkenne ich den Perfektionisten mit der 'dunklen' Seite?

07.04.2015 Forscher der Universität Hertfordshire haben festgestellt, dass Leute mit 'perfektionistischen' Persönlichkeitseigenschaften bemerkenswert ähnliche Probleme in ihrem Denken zeigen wie Zwangsgestörte.

Die von Dr. Keith Laws durchgeführte Studie untersuchte gesunde Menschen, die sich als 'Perfektionisten' beschrieben. Alle wurden von einem Psychiater auf eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung hin untersucht, die durch die Eigenschaft des Perfektionismus charakterisiert ist. Diese Personen hatten keine anderen vorherigen oder gegenwärtigen psychischen Störungen und befanden sich nicht in oder suchten auch keine Behandlung bzw. Therapie.

Das Team stellte fest, dass bei neurokognitiven Aufgaben die Perfektionisten ein sehr rigides (steifes, starres) Denken und Probleme bei Aufgaben zeigten, die Planung erforderten. Sie demonstrierten aber eine normale Risiko- und Entscheidungsfindung.

Herausforderungen beim Herangehen an Probleme

Professor Laws sagte in der Zeitschrift Cambridge Journals:

"Wir fanden, dass Perfektionisten in ihren Vorstellungen feststeckten - das bedeutet, dass sie eine starre Denkweise haben, wenn sie Probleme betrachten und sie zu lösen versuchen. Sie fahren dieselbe Strategie oder denselben Ansatz bei Aufgaben, selbst wenn sie offensichtlich erfolglos sind. Sie beachten Rückmeldungen nicht, auch wenn sie sie verstanden haben. Dieses beeinträchtigte Persönlichkeitsprofil überlappt bemerkenswert mit dem von Personen mit Zwangsstörung."
Perfektionistische Charaktereigenschaften

Perfektionisten setzen für sich oft hohe Normen und können äußerst selbstkritisch sein, wenn diese Standards nicht erreicht werden. Die psychologischen Auswirkungen von Perfektionismus können sehr schwer zu kontrollieren sein.

Personen mit perfektionistischen Tendenzen beschäftigen sich oft mit Details, Regeln oder Listen. Sie können die Arbeit oder das Studium über alles setzen und sehr strikte Meinungen zu moralisch-ethischen Angelegenheiten haben.

Perfektionisten behalten oft eine Menge alter Dinge, die keinen sentimentalen Wert haben, deligieren widerwillig Aufgaben an andere. Sie arbeiten ungern mit anderen zusammen, es sei denn, sie haben die gleiche Arbeitsweise wie sie und sie können sehr stur sein.

Während Perfektionismus einige Aspekte des täglichen Lebens stört, kann er in bestimmten Situationen von Nutzen sein. Und obwohl er klinischen Zwangsstörungen ähnlich ist, muss er nicht unbedingt 'krank' sein. Tatsächlich zeigt fast jeder zehnte von uns perfektionistische Tendenzen.

Quellenangabe: Universität Hertfordshire, Cambridge Journals; April 2015

Es gibt drei Arten von Perfektionisten; einer zeigt ein besonders 'toxisches' Verhalten lt. akt. Studie. Mehr dazu erfahren :
http://psylex.de/psychologie-lexikon/per...ionismus.html#2


zuletzt bearbeitet 15.05.2015 21:10 | nach oben springen

#5

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 23.05.2015 17:51
von Rufina | 152 Beiträge

Wird unsere Psyche stärker von unseren Genen oder unserer Erziehung beeinflusst?
© Autor: Dipl.-Psych. Christian Hilscher



23.05.2015 Studien mit 14.558.903 Zwillingspaaren wurden untersucht, um den Einfluss der Gene bzw. der Umweltfaktoren auf unsere Psyche, also Persönlichkeit, Intelligenz, Tendenz zu psychischen Störungen und psychischer Gesundheit festzustellen.
Gehirn Natur.

Die Forscher um Dr Beben Benyamin von der University of Queensland und der VU Universität Amsterdam analysierten die Resultate von 2.748 Studien aus den letzten 50 Jahren und beantworten die uralte Frage: Ist der Einfluss der Gene oder der Umweltfaktoren auf unsere Psyche größer.

Die in Nature Genetics veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass der Einfluss insgesamt ziemlich ausgeglichen ist: die Umweltfaktoren liegen ganz leicht vorn. Die Psyche (Persönlichkeit und psychische Erkrankungen, Gesundheit) wird im Durchschnitt zu 49% durch genetische Faktoren und zu 51% durch die Erziehung, also die Umwelt beeinflusst.

Während der Einfluss also insgesamt und auch bei den meisten Persönlichkeitseigenschaften und psychischen Erkrankungen zwischen Genetik und Erziehung relativ ausgeglichen ist, gibt es auch einige Ausnahmen.

Zum Beispiel zeigten die Befunde, dass Bipolare Störung und Schizophrenie zu 70% von der Genetik und nur zu 30% von den Umweltfaktoren beeinflusst werden.

Soziale Werte wurden dagegen zu 70% von der Umgebung und nur zu 30% von den Genen geformt.
http://psylex.de/psychologie-lexikon/psyche.html#2


Und da wollen noch Leute behaupten , Verhaltensveränderungen oder -auffälligkeiten die als Sammelsurium verallgemeinert in einem ADHS diagnostiziert wird, sei nicht eine Zeit- und Zivilisierungserscheinung !!


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zuletzt bearbeitet 23.05.2015 17:55 | nach oben springen

#6

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 07.06.2015 16:44
von viki | 16 Beiträge

Forscher lokalisieren Epizentrum der Vorhersagefähigkeit des Gehirns

Das Gehirn ist nicht als reaktives Gewebe vernetzt, sondern versucht, die Dinge andersherum zu bearbeiten, und das limbische Gewebe nimmt dabei den obersten Platz in der Hierarchie ein laut einer aktuellen Studie.

Die Intuition legt nahe, dass die Wahrnehmung der Empfindung folgt und damit körperliche Gefühle im Körper entstehen. Allerdings sprechen jüngste Befunde gegen diese Logik: interozeptive Erfahrung kann weitgehend limbische Vorhersagen über den erwarteten Zustand des Körpers widerspiegeln, was durch aufsteigende viszerale Empfindungen begrenzt ist.

In den letzten Jahren haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das menschliche Gehirn eher prognostiziert (also voraussagt), als dass es - wie zuvor angenommen - auf Empfindungen reagiert, die es von der Außenwelt aufnimmt. Die Experten sagen, dass die menschlichen Reaktionen tatsächlich die körperliche Ausrichtung auf die Prognosen des Gehirns sind, die es aufgrund des Zustands unseres Körpers trifft, als er das letzte Mal in einer ähnlichen Situation war.

Nun hat Professorin Lisa Feldman Barrett von der Northeastern University in der Zeitschrift Nature Reviews Neuroscience berichtet, dass sie das Epizentrum dieser Vorhersagen gefunden hat.

Limbisches Gewebe

Barrett behauptet, dass das limbische Gewebe, das auch bei der Entstehung von Emotionen beteiligt ist, den obersten Platz in der Hierarchie für die Prognosen des Gehirns einnimmt.

Das limbische System würde aufgrund seiner Struktur und der Art, wie die Neuronen organisiert sind, Voraussagen treffen, sagte Barrett. Es richtet seine Prognosen überallhin in den Cortex, und dadurch ist es sehr mächtig.

Architekt unserer eigenen emotionalen Erfahrung

Barrett ist eine Pionierin der Emotionspsychologie und affektiven Neurowissenschaft. Sie hat die Grundlage für die affektive Wissenschaft gelegt, indem sie zeigte, dass die Menschen die Architekten ihrer eigenen emotionalen Erfahrungen sind.

Barrett fasst die Forschung über die zelluläre Komposition des limbischen Gewebes zusammen, die zeigt, dass die limbischen Regionen des Gehirns Vorhersagen senden, aber nicht empfangen.

Dies bedeutet, dass die limbischen Regionen die Verarbeitung im Gehirn leiten. Sie reagieren nicht auf Reize aus der Außenwelt.

Das ist ironisch, sagt Barrett. Denn während die Wissenschaftler glaubten, die limbischen Regionen des Gehirns wären die Heimat der Emotionen, waren sie damit als hauptsächlich reaktiv betrachtet worden.

Der gesunde Menschenverstand sagt einem: Sehen heißt Glauben. Aber das Gehirn ist tatsächlich so aufgebaut, um die Dinge andersherum zu bearbeiten: Man sieht (und hört und riecht und schmeckt), was man zu sehen (hören, riechen, etc.) glaubt. Und Glauben basiert im Wesentlichen auf Fühlen.

Gehirn nicht als reaktives Organ vernetzt

Barrett zeigt in ihrer Forschungsarbeit, dass das Gehirn nicht als ein reaktives Organ vernetzt ist. Es ist so in seiner Struktur entstanden, um die Frage zu stellen: "Welche Empfindungen hatte ich und wie handelte ich, als ich das letzte Mal in einer Situation wie dieser war?"

Und die Empfindungen, die am wichtigsten zu sein scheinen, sind die des eigenen Körpers: Dies wird "Interozeption" genannt.

Das Gehirn versucht zu raten, was die Empfindung bedeutet, und was die Empfindungen verursacht hat, so dass es herausfinden kann, was als Nächstes zu tun ist, sagte Barrett. "Das Gehirn versucht, Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen zusammenzufügen, so dass sie nach den Erfordernissen ankommen, nicht eine Sekunde danach."

Was passiert während 'Aha'-Momenten im Gehirn?

29.04.2015 Eine in der Zeitschrift Current Biology präsentierte Studie zeigt, wie das Gehirn neue Eindrücke verarbeitet.

Wissenschaftler von der Radboud Universität in den Niederlanden berichten, dass sie mit Hilfe von MRT-Aufnahmen visualisieren konnten, wie das Gehirn Erinnerungen der letzten Ereignisse rekombiniert, wenn diese durch neue Informationen ergänzt werden.

Wir hatten alle schon mal solch einen 'Aha'-Moment, wenn ein Teil eines rätselhaften Problems sich an die richtige Stelle einfügt, während wir einen klareren Einblick in ein zuvor unklares Problem erringen.

Aber was geschieht in unserem Gehirn, wenn wir 'Aha' denken!?

Diese Frage stellten sich die Forscher Dr. Branka Milivojevic, Alejandro Vicente-Grabovetsky und Christian Döller von der Radboud Universität.
Zusammenfügen einer Geschichte

Milivojevic und ihre Kollegen benutzten das Computerspiel "The Sims 3" - eine Life-Simulation - um animierte Videos von lebensähnlichen Ereignissen herzustellen. Diese wurden den Teilnehmern gezeigt, während ihre Gehirnaktivität mit Hilfe von Magnetresonanztomographie (MRT) aufgezeichnet wurde.

Während die Teilnehmer realisierten, wie einige Ereignisse der Animation sich zu einer Geschichte vervollständigten, fügten sich die Erinnerungen an die Ereignisse wie Stücke eines Puzzles zusammen, um eine neue Erinnerung an die ganze Geschichte zu formen.

Dieser Effekt schlug sich im Hippocampus und dem medialen präfrontalen Kortex nieder; beide Hirnregionen sind wichtig für die Erinnerungen an persönliche, autobiographische Ereignisse.

Laut den Forschern ist dies das erste Mal, dass Wissenschaftler zu zeigen in der Lage waren, wie das Gehirn Erinnerungen an vergangene Ereignisse flexibel wieder zusammenfügt, wenn neue Informationen aufgedeckt werden.
Anwendung beim Lernen

Die Experten glauben, dass diese Forschungsarbeit wichtige Auswirkungen auf den Wissenserwerb in Bildungseinrichtungen haben wird.

Sie zeigt, dass Lehrer das Lernen nicht nur durch die explizite Bereitstellung des Kontextes für neues Material unterstützen können - wie sie es sowieso schon tun - sondern auch durch Hinweise auf die Verbindungen zu zuvor gelernten Informationen.

Diese Verknüpfung von Erinnerungen lässt eine Reorganisation neuraler Wissensrepräsentationen und die begleitende Formation eines integrierten "Gesamtbildes" entstehen. http://psylex.de/psychologie-lexikon/geh...orschung.html#3

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#7

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 11.06.2015 15:25
von Rufina | 152 Beiträge

gelesen in : DIE WELT - Gesundheit Anatomie 09.06.15

Foto: University of Virginia Health System
Die Grafik zeigt das lymphatische System des Menschen vor (l.) und nach der Entdeckung der Lymphbahnen im Gehirn (r.)


Lymphbahnen im menschlichen Gehirn entdeckt

Die Anatomie des menschlichen Körpers gilt als gut bekannt. Doch nun haben Forscher im Gehirn eine wichtige Entdeckung gemacht, die bisher in keinem Lehrbuch verzeichnet ist: Sie fanden neue Gefäße.

Der Forscher machte die große und wahrlich überraschende Entdeckung, wie sollte es anders sein, an einer Maus. Antoine Louveau hatte im Labor an einer Methode herumprobiert, die Hirnhäute einer Maus so freizulegen, dass sie im Ganzen sichtbar werden. Die Maus war tot. Louveau fixierte ihre Hirnhaut an der Schädeldecke, bevor er sie sezierte. So blieb alles im Originalzustand erhalten.

Dann stellte der Forscher fest, dass die Immunzellen in der Gehirnhaut der Maus in Bahnen angeordnet waren. In Lymphbahnen. Moment mal: Lymphbahnen im Gehirn?

"Die Lehrbücher müssen umgeschrieben werden", rief sein Chef, Jonathan Kipnis, Leiter des Zentrums für Neuroimmunologie der University of Virginia. Die Forscher haben nun im Magazin "Nature" von ihrem Fund berichtet.

Dass Gehirn und Immunsystem miteinander in Verbindung stehen, das wissen Forscher schon eine ganze Weile. Schließlich lassen sich im zentralen Nervensystem auch Immunzellen finden. Aber bisher wussten die Forscher nicht, wie direkt die Gehirn-Immun-Verbindung ist. Sie verfügt sozusagen über eine eigene Schnellstraße.

Lymphgefäße sind ziemlich gut versteckt

Man habe solche Ideen bisher "für etwas esoterisch" gehalten, sagt Kipnis. Schließlich sind in keinem Anatomielehrbuch bisher Lymphbahnen im Gehirn vermerkt. Weder bei Mäusen noch bei Menschen. Die Körper von Lebewesen galten als vollständig vermessen.

Die Lymphgefäße seien ziemlich gut versteckt gewesen, sagen die Forscher. Sie lagen dicht hinter den Venenkanälen in der harten Hirnhaut. Wenn man erst mal wisse, wo und wonach man suchen müsse, finde man die Lymphbahnen in der Hirnhaut aber leicht. Auch in den Schädeln verstorbener Menschen haben sie die Bahnen aufgespürt, sagen die Forscher.

Die Gefäße seien mit Lymphknoten im Hals verbunden, und zwar mit denen, die in der Nähe einer Vene namens Jugularis interna liegen, und könnten Immunzellen aus der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit transportieren, schreiben die Forscher in "Nature". Es gebe einen Zufluss und einen Abfluss.

Die Lymphe ist eine Flüssigkeit, die auf ihren Bahnen den gesamten Körper durchfließt und dabei Überflüssiges aufnimmt. Zwei Liter davon hat ein Mensch etwa im Körper. An 600 Stationen, den Lymphknoten, wird die Flüssigkeit gefiltert. Krankheitserreger werden heraussortiert. Wenn die Lymphknoten viel zu tun haben, schwellen sie an und können Schmerzen verursachen.

Wenn dieses System sich nun also bis in das Bindegewebe ausdehnt, das das Gehirn umschließt, müsse man verschiedene neurologische Störungen neu untersuchen und bewerten, schreiben die Forscher. Sie nennen Autismus, multiple Sklerose oder Alzheimer.

Bei der Entstehung dieser Krankheiten spielt das Immunsystem eine Rolle – und das Gehirn. Auch das wissen Forscher schon lange. Aber wie genau? Nicht nur Anatomielehrbücher müssen möglicherweise umgeschrieben werden.

http://www.welt.de/gesundheit/article142...alflow_facebook


Freude ist Kraft . Freude ist keine Gabe des Geistes ; sie ist eine Gabe des Herzens .
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#8

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 19.08.2015 14:16
von Momo | 38 Beiträge

Wie wir lernen und was uns gut tut

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#9

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 29.08.2015 21:33
von Iris | 9 Beiträge

Selbstbewusstsein stärken aus dem Unterbewusstsein – enorme Hebelwirkung! Ein starkes Selbstbewusstsein hängt von der Programmierung Ihres Unterbewusstseins ab!
Veröffentlicht von Stephan Zeeh am 30. Juli 2015

Können wir das Unterbewusstsein und somit unser Selbstbewusstsein umprogrammieren? Hierzu ein ganz klares Ja!

In diesem Artikel erfahren Sie die entscheidenden Faktoren.

Wussten Sie, dass Ihr Gehirn pro Sekunde bis zu 400 Milliarden Bits an Informationen verarbeitet, aber lediglich zweitausend Bits davon in Ihr Bewusstsein durchdringen?
Das ist ein gigantisches Verhältnis!

Hier stellt sich die Frage, welche 2.000 der 400.000.000.000 Bits das sind. Dies ist in jedem Fall von Ihrem aktuellen Seins-Zustand abhängig, aus dem die entsprechende Wahrnehmung hervorgeht. So kann es passieren, dass zwei Menschen ein und dasselbe sehen, aber etwas vollkommen Unterschiedliches wahrnehmen.

Ist Ihr Seins-Zustand zum Beispiel durch negative Erfahrungen oder durch schädliche Glaubenssätze entsprechend eingefärbt, wird sich genau dies in Ihrer Wahrnehmung wiederspiegeln. Menschen bekommen häufig schädliche Glaubenssätze von klein auf an eingetrichtert, woraus sich die entsprechenden negativen Referenzerfahrungen entwickeln. Dadurch werden die schädlichen Glaubenssätze zusätzlich untermauert und gewinnen an Macht über Sie.

Wenn Ihnen immer wieder gesagt wurde: “Das Leben ist ungerecht”; “die Welt steckt voller Betrüger”; und “als kleiner Bürger hat man ja ohnehin keine Chance”; dann manifestiert sich dies in Ihrem Leben. Auf Dauer entsteht eine feste Überzeugung, die Ihre Wahrnehmung tief einfärbt.

Hierbei geht es nicht nur um die Wahrnehmung der Außenwelt, sondern auch um Ihr Selbstbild. Wie nehmen Sie sich selbst wahr? Je nachdem, in welchem Seins-Zustand Sie sich gerade befinden, dringen entsprechende Informationen in Ihr Bewusstsein.

Dies kann natürlich, je nach Tagesform, schwanken. Wenn Sie unter Stress stehen, wird Ihre Wahrnehmung anders sein, als wenn Sie gerade entspannt sind. Auf und ab, geht es immer wieder; entscheidend ist der durchschnittliche Wert Ihres Seins-Zustandes.

Haben Sie sich auch schon mal gefragt, warum einigen Menschen vieles mit Leichtigkeit gelingt und andere wiederum, selbst unter großer Kraftanstrengung, immer wieder scheitern?

Hierzu möchte ich Ihnen zwei entscheidende Punkte nennen, durch die Sie Ihr Leben sofort verändern können
Wenn wir den Seins-Zustand positiv festigen, stärken wir das Selbstbewusstsein
Selbstbewusster werden durch positive Gedanken

Zum einen ist es, wie schon erwähnt, Ihr Seins-Zustand. Dieser entsteht aus dem Kreislauf aus Gedanken und Gefühlen; wir fühlen, was wir denken und wir denken, was wir fühlen. Je eher Sie schädliche Gedanken unterbrechen und durch positive ersetzen, desto eher gelangen Sie wieder zu einer positiven Wahrnehmung. Glückliche Gefühle folgen glücklichen Gedanken.

Zum anderen ist es entscheidend, dass Sie sich Ihrer Glaubenssätze bewusst werden und erkennen, welche davon schädlich und welche fördernd für Sie sind.
Glaubenssätze haben eine enorme Wirkung; sie entscheiden über Erfolg und Niederlage!

Zum Beispiel der Glaubenssatz: “Ich habe es nicht verdient”; ist sehr weit verbreitet, und kann Sie immer wieder vom Erfolg abschneiden. Das Resultat wäre, dass Sie sich unbewusst, immer wieder selbst sabotieren, und sich verzweifelt fragen: “Warum scheitere ich immer wieder?” Die daraus entstehenden Selbstzweifel festigen diesen schädlichen Glaubenssatz und es entstehen sogar weitere negative Glaubenssätze, wie zum Beispiel: “Mir gelingt nie etwas.” Hier besteht die Gefahr, in den Sog einer Abwärtsspirale zu geraten!

Um glücklich und erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, dass Sie sich Ihrer Gedanken und Gefühle bewusst werden; schädliche Denkmuster konsequent unterbrechen und durch etwas Konstruktives ersetzen.
So gelangen Sie zu einer vollkommen neuen, inneren Ausrichtung, durch die sich Ihre Wahrnehmung zum positiven ändert.

Sie werden staunen; auf einmal erkennen Sie Türen, wo Sie vorher nur Wände sahen. So ergeben sich immer mehr Chancen und Möglichkeiten für Sie. Sicher mag das anfangs noch etwas aufwändiger sein, immer auf die Gedanken, Gefühle und Glaubenssätze zu achten, aber bereits nach kurzer Zeit werden Sie feststellen, dass auf einmal vieles leichter geht, weil Sie in den Sog einer Aufwärtsspirale gelangen.

Es lohnt sich also in jedem Fall, am Ball zu bleiben.
Ob es Methoden und Übungen gibt, die diesen den Prozess erleichtern und beschleunigen?

Hierzu ein ganz klares Ja!

Da gibt es zum Beispiel das “Positive Erinnerungs-Management”, wodurch Sie Ihren Fokus positiv ausrichten und sich Ihrer verborgenen Kräfte bedienen.

Um schädliche Glaubenssätze aufzulösen, bzw. in fördernde umzuwandeln, gibt es ein paar sehr wirkungsvolle Techniken aus dem NLP-Bereich (Neurolinguistisches Programmieren). Eine der besten Techniken sind Bestandteil der “Selbstbewusstsein-Direkt-Premium-Version”.

Wenn Sie die Funktionsweise und Dynamik Ihres Unterbewusstseins verstehen, können Sie dies gezielt für sich einsetzen, um so Ihr Leben nach Ihren eigenen Wünschen gestalten.

Jetzt sagen Sie vielleicht: “Das klingt aber sehr wissenschaftlich, kompliziert, oder gar abgedreht”; ich kann Ihnen aber versprechen, dass es total einfach ist.

Liebe Grüße
Ihr Stephan Zeeh

PS: Über Ihr Unterbewusstsein erzielen Sie die stärkste Hebelwirkung für Ihren Selbstbewusstseins-Aufbau. Vorher scheinbar unüberwindbare Hürden, können Sie auf einmal mit Leichtigkeit nehmen.


http://erfolg-intuitiv.de/selbstbewussts...ewusstsein.html


zuletzt bearbeitet 29.08.2015 21:35 | nach oben springen

#10

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 30.08.2015 21:34
von Blume | 8 Beiträge
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#11

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 29.10.2015 14:44
von Iris | 9 Beiträge
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#12

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 02.11.2015 10:13
von Andy | 11 Beiträge

Der Hirnforscher. Ein Hirn ist gut, zwei und mehr sind besser. Der Neurobiologe Prof. Gerald Hüther glaubt fest daran, dass es sich in Gemeinschaft besser denkt. Wie Co-Kreativität entsteht und welcher Führungsstil wichtig ist, damit sich Potenziale entfalten, erklärt er im Gespräch mit André Boße.


Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther




Zur Person

Prof. Dr. Gerald Hüther, geboren 1951 in Gotha, studierte in Leipzig Biologie und absolvierte dort nach seinem Diplom ein dreijähriges Forschungsstudium in Neurobiologie. Nach seiner Promotion 1977 zog es ihn von der DDR in die BRD, wo er von 1979 bis 1989 am Max-Planck-Institut in Göttingen ein Forschungsprojekt zur Entwicklungsneurologie leitete. Heute ist Gerald Hüther Professor für Neurobiologie an der Uni Göttingen, Autor von Sachbüchern zum Thema Hirnforschung und Leiter der Akademie für Potentialentfaltung.
www.gerald-huether.de
www.facebook.com/geraldhuether
www.akademiefuerpotentialentfaltung.org
www.kulturwandel.org



Herr Professor Hüther, warum entfaltet unser Gehirn sein ganzes Potenzial vor allem in der Begegnung mit anderen Menschen?
Das Gehirn selbst ist eine Art Netzwerk. Gut vergleichen kann man es mit einer großen Stadt. Dort existieren Straßen und Straßenbahnlinien. Es gibt Stadtviertel und Szenen, die mal mehr, mal weniger ins Stadtleben integriert sind. Wer eine lebendige Großstadt betrachtet, merkt schnell: Es gibt hier keine Zentrale, es handelt sich vielmehr um ein sich selbst organisierendes System, das von Individuen gestaltet wird.

Und etwas Ähnliches geschieht im Gehirn?
Genau. Nur, dass man dort keine Personen antrifft, sondern individuelle Nervenzellen. Aber auch diese kommunizieren miteinander. Sie bilden Bahnen und Vernetzungsmuster. Auch im Gehirn gibt es Bereiche, die stark in die Kommunikationsstrukturen eingebunden sind und einen großen Einfluss auf andere Bereiche besitzen.

Städte entwickeln sich. Gehirne auch?
Ja. Wobei wir das häufig nicht mitbekommen, man sieht es ja nicht. Wenn in einer Stadt wie Leipzig innerhalb weniger Jahre viele neue und lebendige Szenen entstehen, erkennt das der Besucher sofort. Beim Gehirn ist der Deckel drauf. Daher sind diese Entwicklungen nicht so offensichtlich.

Können sich Gehirne – wie Städte – auch in eine negative Richtung verändern? Brach liegen, aussterben?

Natürlich, zum Beispiel, wenn ein Mensch nach vielen Jahren in den Ruhestand geht, nachdem sich sein ganzes Leben um den Beruf gedreht hat. Nun sitzt dieser Mensch tagsüber auf der Couch, und er fühlt sich dabei ziemlich nutzlos.

Einsteiger erleben im Idealfall das Gegenteil: Es gibt viele neue Impulse und Herausforderungen.
Genau, und es handelt sich um eine sehr spannende Phase, wenn sich viele Dinge neu formieren. Im besten Fall kann daraus eine Begeisterung für den neuen Lebensabschnitt entstehen, ein enormer Schwung, der den jungen Menschen dabei hilft, neue Aufgaben zu meistern. Kurz gesagt: Man erlebt einen Flow.


Was passiert da im Gehirn?
Begeisterung stellt sich immer dann ein, wenn man etwas richtig gut hinbekommen hat. Im Gehirn werden dann die emotionalen Zentren aktiviert und schütten bestimmte Botenstoffe aus. Der wichtigste und bekannteste ist Dopamin. Es folgt eine positive Kettenreaktion – und am Ende befindet man sich tatsächlich in einer Art Rauschzustand.

Nun erfährt man diese Begeisterung im Alltag nicht sehr häufig. Wer oder was hindert unser Gehirn daran, uns häufiger zu begeistern?
Da würde ich gerne etwas weiter ausholen. Die Menschen haben sehr lange in repressiven und autoritären Systemen gelebt, in Monarchien oder Feudalsystemen, später in Diktaturen aller Art. Den größten Teil unserer Geschichte haben wir mit Kriegen zugebracht. Die meisten Menschen waren Opfer der Verhältnisse und besaßen kaum Möglichkeiten, ihre Situation zu verändern. Das hat sich seit gut 50 Jahren in Westeuropa und den USA sehr gewandelt. Die Menschen erleben sich heute als Gestalter ihres eigenen Lebens. Aus Objekten sind Subjekte geworden. Diese Subjekte begegnen sich nun – und die Wissenschaft hat erkannt, dass diese Begegnung die Voraussetzung dafür ist, dass sich Menschen weiterentwickeln und ihr Potenzial entfalten.

Was passiert denn, wenn sich Subjekte begegnen?
Es entsteht eine Co-Kreativität, eine Co-Evolution: Wenn Menschen einander als Subjekte begegnen, teilen sie ihr Wissen und Können. Sie verbinden sich im Denken. Auf diese Art entfalten die beiden Subjekte jeweils ihr ganzes kreatives Potenzial. Es entsteht eine Dynamik, die nicht nur die Individuen voranbringt, sondern auch die Organisationen, in denen sie tätig sind.

Dazu zählen auch Unternehmen.
Genau. Es ist daher die Aufgabe eines Unternehmens, eine Kultur zu schaffen, die solche Begegnungen von Subjekten fördert.

Wie weit sind die Unternehmen in dieser Hinsicht?
Der historische Umstand, dass wir in Deutschland seit mehr als fünf Jahrzehnten in einer Demokratie leben, bedeutet nicht, dass die alten hierarchischen Objekt-Subjekt-Beziehungen keine Rolle mehr spielen. Es gibt sie noch. Auch in der Wirtschaft, wo Führungskräfte weiterhin Machtpositionen einnehmen und ihre Autorität ausspielen. Zum Beispiel, indem sie ihren Leuten vorschreiben, was sie zu tun haben, um sie dann später zu belohnen oder zu bestrafen. Bonus und Kündigung – das sind zwei Seiten derselben Medaille.

Zuckerbrot und Peitsche – schon Bismarck hat so gedacht…
… und an den Unis nennt man das heute neudeutsch Credit Points. Diese Art von Dressur mag sinnvoll sein, wenn es ums bloße Funktionieren geht. Doch die Unternehmen haben heute andere Themen. Sie benötigen keine Leute mehr, die brav auf ihre Chefs hören. Sie brauchen stattdessen engagierte Einsteiger und junge Führungskräfte, die Lust haben, sich eigene Gedanken zu machen – und diese dann gemeinsam mit anderen umsetzen. Denn dann erhalten die Unternehmen das, was sie von ihren Mitarbeitern am dringendsten benötigen: ihre Kreativität und ihr Mitdenken, ihre Empathie und Freundlichkeit, ihre Loyalität und ihr Verantwortungsbewusstsein.


Wie können Unternehmen ihre Talente in dieser Hinsicht fördern?
Es gilt, eine Kultur zu schaffen, in der sich die Mitarbeiter als wertgeschätzt und geachtet erleben. Jeder, der schon einmal verliebt war, weiß, wie sich das anfühlt: Man entdeckt plötzlich eine neue Kraft in sich als Subjekt, und käme es darauf an, für eine neue Liebe eine weitere Fremdsprache zu lernen, würde man das auch in Rekordzeit hinbekommen. Sprich: Das eigene Potenzial wird um ein Vielfaches erhöht, wenn man Subjekt sein darf – und nicht wie ein Objekt unter Autoritäten und Hierarchien leidet.

Wie sollte man führen, damit sich diese Potenziale entfalten?
Jede junge Führungskraft sollte sich klarmachen: Will ich in meinem Team den Chef spielen? Oder will ich als Teil des Teams mit meinen Leuten zusammenarbeiten? Das sind zwei völlig verschiedene Haltungen, aus denen sich jeweils andere Führungsstile ergeben. Beglückender ist natürlich die zweite Variante. Es entsteht eine Kultur des gegenseitigen Einladens innerhalb der Gemeinschaft. Man wächst als Gruppe von Subjekten zusammen. Keiner wird in eine Tonne gesteckt und gedeckelt, alle fühlen sich inspiriert, aus sich selbst heraus etwas Neues zu entwickeln. Diese Teams kommen häufig zu fantastischen Ergebnissen.

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#13

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 20.11.2015 15:00
von Rufina | 152 Beiträge

Prof. Thomas Metzinger - Hirnforschung und Wahrnehmung


Freude ist Kraft . Freude ist keine Gabe des Geistes ; sie ist eine Gabe des Herzens .
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#14

RE: Wie funktionieren wir

in Der Mensch und sein Hirn 29.01.2016 16:59
von Rufina | 152 Beiträge

Bewusstsein

Gehirnforschung --> Was ist das Bewusstsein?

Forscher scannten die Gehirne von Freiwilligen, während diese sich vom bewussten Zustand hin zur Bewusstlosigkeit und dann zurück ins Bewusstsein bewegten.

Bewusstsein: Das optimale Ausmaß der Verbundenheit im neuronalen Netzwerk?

29.01.2016 Ein Team europäischer Forscher hat Belege dafür gefunden, dass das menschliche Bewusstsein ein Zustand ist, in dem das neuronale Netz in einem optimalen Ausmaß der Verbundenheit operiert.

In ihrem in der Zeitschrift Journal of the Royal Society Interface herausgegebenen Bericht untersuchte das Team die Gehirne von Freiwilligen mit Hilfe von Magnetresonanztomographie (MRT), während sie durch Propofol anästhesiert worden waren und das Bewusstsein verloren hatten.


Bild: Gerd Altmann

Verschiedene Bewusstseinszustände

Wache Menschen leben in einem Zustand des Bewusstseins, der schwierig zu definieren ist. Wissenschaftler versuchen es als die Fähigkeit zu erklären, subjektive Erfahrungen zu machen und eine Ich-Perspektive der "Realität" zu besitzen. Aber das erklärt nicht die Stimme, die unser eigenes Selbst ist und auch nicht die verschiedenen Grade von Bewusstsein - wie die Unterschiede zwischen Schlafen und teilweise erwacht sein, oder völlig bewusstlos zu sein.

In dieser neuen Studie versuchten Enzo Tagliazucchi et al. mehr über den Zustand im Gehirn herauszufinden, wenn Bewusstsein 'auftritt'. Sie machten 12 Freiwillige mit dem Medikament Propofol bewusstlos und scannten sie mit MRT.

Anästhetikum Propofol

Propofol wird normalerweise bei Operationen eingesetzt. Wissenschaftler (und Chirurgen) nehmen an, dass das Medikament bei Menschen zur völligen Bewusslosigkeit führt, was per Definition bedeutet, dass sie unfähig wären, Gedanken zu verarbeiten. Das Gehirn sollte nicht in der Lage sein, Schmerzsignale zu verarbeiten - wodurch Operationen schmerzfrei gemacht werden sollen.

Veränderungen des Blutflusses

Um eine bessere Perspektive auf die verschiedenen Zuständen des Bewusstseins zu erreichen, beobachtete das Team die Veränderungen des Blutflusses in den Gehirnen der Freiwilligen, während sie sich vom bewussten Zustand hin zur Bewusstlosigkeit und dann zurück ins Bewusstsein bewegten.

'Flut ständig wechselnder Aktivitäten'

Bei der Analyse der Scans fanden die Forscher: Wenn die Freiwilligen volles Bewusstsein hatten, gab es "eine Flut ständig wechselnder Aktivitäten" mit großer Aktivität zwischen den verschiedenen neuronalen Netzen, die das Gehirn ausmachen.

Im Kontrast dazu stellten sie bei den bewusstosen Teilnehmern fest, dass die Gehirne sehr viel weniger Verbindungen aufrechterhielten - mit viel weniger Interaktivität beschäftigt waren - und sich weniger variabel im Laufe der Zeit zeigten.

Diese Befunde zeigen, dass das Bewusstsein im Gehirn - im physikalischen Sinne - lediglich ein Zustand ist, in dem es zu einem optimalen Verbundenheitsniveau des neuronalen Netzwerk kommt, schlossen die Forscher.

© PSYLEX.de - Quellenangabe: Journal of the Royal Society Interface; Jan. 2016


http://psylex.de/psychologie-lexikon/geh...usstsein.html#1


Freude ist Kraft . Freude ist keine Gabe des Geistes ; sie ist eine Gabe des Herzens .

zuletzt bearbeitet 29.01.2016 17:04 | nach oben springen


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