#1

Mangelhafter Unterricht

in Lehrer 29.05.2015 10:54
von Momo | 38 Beiträge

Schule bremst Jugend aus

Schule befähigt Jugendliche nicht, sich für eine nachhaltige Entwicklung von Gesellschaften zu engagieren und alternative Wirtschafts- und Lebensmodelle zu finden. Dies zeigt eine Vorab-Veröffentlichung aus dem zweiten "Nachhaltigkeitsbarometer", eine repräsentative Studie der Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag von Greenpeace.

Nachhaltige Entwicklung kommt zu kurz

1.511 Personen zwischen 15 und 24 Jahren wurden im Sommer 2014 zu den Unterrichtsbedingungen für nachhaltiges Lernen befragt. Untersucht wurde, ob im Unterricht ökologische, soziale, ökonomische und kulturelle Aspekte vernetzt und Zusammenhänge sichtbar gemacht werden. Nur 19 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Unterrichtsfächer miteinander verknüpft werden. Mit anderen Kulturen oder Generationen haben sich nur 15 Prozent ausgetauscht. Insgesamt werden notwendige Kompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung nicht ausreichend gefördert. "Schule sollte Jugendlichen vermitteln, die komplexen Probleme der globalisierten Welt besser zu durchschauen und daraus Konsequenzen für das eigene Handeln abzuleiten. Nur dann können sie Zukunft nachhaltig gestalten", so Hohn. "Die Vereinten Nationen fordern das seit Jahren, doch bei uns kommt diese Erkenntnis nicht an."

Zwar haben 71 Prozent der Jugendlichen im Unterricht von Nachhaltigkeit gehört, das Thema nachhaltige Entwicklung wird aber nicht systematisch eingebunden. Schule vermittelt den Schülerinnen und Schülern somit nicht die zugrundeliegenden Ideen einer zukunftsfähigen Welt. "Zu oft hängt es vom Engagement einzelner Personen und Institutionen ab, ob Jugendliche lernen, nachhaltig zu denken und zu handeln. Die Lehrenden und Fachkräfte werden mit den Herausforderungen alleine gelassen", sagt Thomas Hohn, Bildungs-Experte von Greenpeace. "Es ist daher an der Zeit, Bildung für nachhaltige Entwicklung im gesamten Bildungssystem zu verankern."

Umsetzung des UNESCO-Aktionsprogramms steht aus
Die Ergebnisse des Nachhaltigkeitsbarometers stützen die Forderungen des "Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung", das die UNESCO zum Abschluss der UN-Bildungsdekade im Herbst 2014 verabschiedet hat. Es soll eine Trendwende von einzelnen Projekten zu einer Struktur einleiten und die Qualität des Lehrens und Lernens von nachhaltiger Entwicklung fördern. Dafür muss Bildung für nachhaltige Entwicklung in der gesamten Bildungslandschaft national wie international etabliert werden.

Ein 2014 auf Initiative von Greenpeace entstandenes Bündnis engagiert sich für die Umsetzung des Weltaktionsprogramms und dessen politische Verankerung in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Das "Bündnis Zukunftsbildung" ist ein Zusammenschluss von deutschen Nichtregierungsorganisationen aus den Bereichen Jugend, Bildung, Umwelt, Entwicklung und Menschenrechte. Es vertritt die Interessen von mehr als 2,5 Millionen Mitgliedern und Förderern.


http://www.lehrer-online.de/1081272.php?..._medium=twitter

Wie auch in anderen Studien im Vergleich von verschiedenen Ländern gezeigt wurden, hat die Qualität der Unterrichtsstunden weitgehend abgenommen. Die Lehrer beschweren sich stetig mehr, jammern über ihe Arbeitsbedingungen als wären sie die einzigen die arbeiten und sich anstrengen müssten! Scheinbar haben die meisten Lehrer den falschen Beruf gewählt und sind überfordert mit der Verantwortung ihrer Tätigkeit ! Es fällt auf, dass die wenigsten Lehrer ein Talent haben die Kinder zu verstehen in ihrem Wesen und sie darum mit dem Schulstoff nicht angepasst erreichen ! Da ist es natürlich einfacher den Kinder eine Störung unterzujubeln.


zuletzt bearbeitet 29.05.2015 10:56 | nach oben springen

#2

RE: Mangelhafter Unterricht

in Lehrer 26.02.2016 10:12
von Tina | 16 Beiträge

Unterricht
:
"Die Schule macht viel falsch"


Kay Stöck leitete bis Ende Januar eine Stadtteilschule. Jetzt kann er frei sprechen. Zeit für ein paar unbequeme Wahrheiten


ZEIT: Herr Stöck, freuen Sie sich auf den Ruhestand?

Kay Stöck: Ehrlicherweise, ja. Ich werde die Schüler, meine Kollegen und den Trubel vermissen, aber zuletzt hat mich vieles genervt. Als Schulleiter ist man inzwischen so mit Verwaltungskram beschäftigt, dass für die Schule kaum Zeit bleibt.

ZEIT: Sie waren zehn Jahre lang Leiter der Stadtteilschule Stübenhofer Weg, im Schatten der Sozialbausiedlung Kirchdorf Süd in Wilhelmsburg. Ist das eine Brennpunktschule?

Stöck: Ach, dieser Begriff stigmatisiert nur. Die Schüler, die hier leben, sind unsere Schüler. Natürlich ist das hier nicht Blankenese. In vielen Familien wird zu Hause nicht Deutsch gesprochen, 60 Prozent leben von Hartz IV. Wir haben viele Schüler mit Erziehungsdefiziten, Verhaltensauffälligkeiten, Wissenslücken, Sprachproblemen. Die Kinder sind aber nicht dumm. Sie benötigen nur mehr Unterstützung als Kinder in wohlhabenderen Gegenden.

ZEIT: Es gibt besorgniserregende Zahlen: Mehr als zehn Prozent der Hamburger Fünftklässler können nicht ausreichend lesen und rechnen. In der neunten Klasse hat fast der gleiche Anteil immer noch immense Probleme in Deutsch und Mathe.

Stöck: Das stimmt leider. Bei uns geht nach der zehnten Klasse etwa ein Drittel der Schüler auf weiterführende Schulen, ein Drittel beginnt eine Ausbildung, aber ein Drittel landet in der Ausbildungsvorbereitung. Das klingt nett, heißt aber: Jeder dritte unserer Abgänger ist nicht auf einem Niveau, mit dem ihn ein Ausbildungsbetrieb oder eine weiterführende Schule nehmen würde.

ZEIT: Sie versagen also bei jedem dritten Schüler?

Stöck: Wenn Kinder am Ende der zehnten Klasse nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen können, haben wir versagt, ja. Es tut weh, das zu sagen. Wir machen offenbar für zwei Drittel unserer Schüler etwas richtig. Aber um das unterste Drittel müssen wir uns stärker kümmern. Das ist übrigens ein Problem der gesamten Bildungspolitik – das zeigen auch die gerade veröffentlichten Pisa-Auswertungen.

ZEIT: Die Stadtteilschulen in Hamburg wurden extra eingeführt, um die Zahl der Schulversager zu reduzieren. Sind die Stadtteilschulen gescheitert?

Stöck: Darüber streitet die Stadt jedes Jahr, wenn die Anmeldezahlen veröffentlicht werden. Auch dieses Jahr haben wieder mehr Eltern ihre Kinder an Gymnasien angemeldet – und weniger an Stadtteilschulen. Das Absurde daran ist: Die stärkeren Schüler haben an Stadtteilschulen gar keine Schwierigkeiten, die lernen laut den Leistungstests bei uns sogar deutlich mehr als auf manchem Gymnasium. Unser Problem sind die schwächsten Schüler. Die machen zwar inzwischen oft einen Abschluss – aber fragen Sie nicht, wie. Darüber redet keiner.


sehr Interessant ist ja sein Werdegang bei seiner Kritik an den Eltern und Schülern !!!


Kay Stöck


Auf dem Gymnasium ist Kay Stöck gescheitert. Der Sohn des Tagesschau-Sprechers Wilhelm Stöck brachte es nur zur mittleren Reife. Es folgte eine Banklehre, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, ein abgebrochenes Studium als Betriebswirt und das Lehramtsstudium.
Stöck unterrichtete an Hauptschulen und bildete Hauptschullehrer fort, bevor er die erste Produktionsschule mit aufbaute. Sie bereitet Schüler mit praktischer Arbeit auf eine Berufsausbildung vor.
Zehn Jahre lang leitete er die Schule am Stübenhofer Weg, die in dieser Zeit zur Stadtteilschule wurde. Kollegen nennen ihn streitbar, die Schulbehörde bescheinigt ihm eine "gewisse Renitenz".


ZEIT: Warum erreichen Sie diese Schüler nicht?

Stöck: Die Frage quält mich, seitdem ich Schulleiter bin. Natürlich kann man leicht sagen, es liegt an den Elternhäusern. Einige Schüler machen von klein auf die Erfahrung, dass Anstrengung ein Fremdwort ist: Papi strengt sich nicht an, Mutti strengt sich nicht an, warum soll ich mich anstrengen? Wir als Mittelstandsmenschen können uns oft nur schwer vorstellen, wie es in manchen Familien aussieht.

ZEIT: Was meinen Sie damit?

Stöck: Schauen Sie sich mal an, wie Eltern mit ihren Kindern durch den Stadtteil laufen. In Eimsbüttel werden Sie sehen, wie die Eltern ihren Kindern dauernd etwas zeigen und erklären. Hier sehen Sie das nicht.

ZEIT: Hirnforscher sagen, je mehr Anregungen Kinder kriegen, desto lernfähiger werden sie.

Stöck: Genau. Vielen unserer Schüler fehlt das. Viele Kinder hier haben auch nie gelernt, mit Emotionen umzugehen. Und manchmal können es die Eltern selber nicht: Eine Kollegin hat erlebt, dass sich eine Mutter im Gespräch vor Wut auf den Boden geworfen hat. Eine Mutter!

ZEIT: Wie viele Schüler an Ihrer Schule sind verhaltensauffällig?

Stöck: Wir haben zurzeit 670 Schüler, davon machen uns etwa 20 richtig große Sorgen. Die halten sich an keinerlei Regeln. Die kleinste Kritik bringt sie zur Weißglut. Hinzu kommen ganz normale Störer, auch die stellen uns vor große Herausforderungen. Wir Pädagogen sind für viele unserer Schüler die ersten konstanten Bezugspersonen. Manchmal sogar Elternersatz. Aber es wäre zu einfach, zu sagen, das liegt nur an den Eltern. Auch die Schule macht viel falsch – im Kern arbeiten wir noch genauso wie vor 50 Jahren, das funktioniert einfach nicht für solche Kinder. Aber darüber wird geschwiegen das ist eine fatale Entwicklung hier in Hamburg.

ZEIT: Fatal ist vor allem, dass Schulleiter und Lehrer nicht öffentlich über Probleme reden wollen.

Stöck: Weil alle Angst haben, dass darunter ihre Schule leidet. Wenn einer in der Presse über Schattenseiten spricht, heißt es nachher: Wenn ihr solche Probleme habt, könnt ihr denn überhaupt eure Schule empfehlen? Das nervt.


Von Oliver Hollenstein 24. Februar 2016 / DIE ZEIT Nr. 9/2016
http://www.zeit.de/2016/09/unterricht-sc...redpost.link.sf


zuletzt bearbeitet 26.02.2016 10:13 | nach oben springen


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